Durch unscheinbare Landschaften, auch durch Istrien, reist der italienische Autor Claudio Magris. Selbst in heruntergekommenen Welten findet er dabei noch Perlen. In möglichst kurzer Zeit die Entfernung zwischen zwei Orten zu überwinden, bedeutet für einen Geschäftsmann meistens das Reisen. Doch Claudio Magris es ist ein Reisender aus Überzeugung und für den ist Reisen nicht bloß ein Mittel, um irgendwo hin- bzw. anzukommen, sondern Magris will Umwege einschlagen und Vorort innehalten. Egal, ob die Reise durch unbekannte Straßen der eigenen Stadt, in ein venezianisches Dorf am Rande der Autobahn, nach Norwegen, in den Vietnam oder den Irak führt, für Magris ist Reisen stets eine Veränderung des Blicks (nach außen wie innen), eine Schulung der Wahrnehmung sowie ein Eintauchen in die Gegenwart. Der Reisende findet letztlich zu sich selbst zurück, wenn er unterwegs in der Fremde ist. Davon berichten nicht zuletzt die Klassiker wie Goethes "Wilhelm Meister", "Don Quichotte" oder die "Odyssee". Nicht umsonst bildet die Beschreibung einer Wanderung auf den Spuren Don Quichottes durch die Ebene der La Mancha den Auftakt des neuen Buches "Ein Nilpferd in Lund. Reisebilder" von Claudia Magris, der ein großer italienischer Essayist und Romancier ist.
In verschiedenen Reisebildern beschäftigt sich der 1939 in Triest geborene Schriftsteller mit dem Thema nationaler Selbstbestimmung. Egal, ob es um die sorbische Minderheit in Sachsen geht oder um den zähen Überlebenskampf der istrorumänischen Volksgruppe in Istrien, jener Grenzregion zwischen Italien und Kroatien, die einst so hart umkämpft war. Jenseits allen nationalistischen Gebarens, das Bewusstsein für den Wert jahrhunderteralter Traditionen und Ethnien zu schärfen, gelingt Magris dabei immer wieder hervorragend.
Foto: buchhandel.hanser.de
Datum: 09.03.2009
Folgen auf Facebook oder Google+
Keine Kommentare