Am liebsten hätte es Thomas Bernhard sämtlichen Menschen erzählt, als er den Julius-Campe-Preis erhalten hatte. Dass man ihm die Auszeichnung ansehen müsste, davon war der Autor damals ebenfalls ausgegangen. War dies etwa Sucht nach Anerkennung? Wenn er sich in seinen Geschichten "Meine Preise" offenbart, erhält der "böse Bernhard" (1931 bis 1989), der sich an Österreich rieb, ja sogar aufrieb, überraschend private Züge. Bei Suhrkamp, dessen Cheflektor Raimund Fellinger kürzlich im Südwestrundfunk über die Entstehung des Bandes referierte und die Werdung des Autoren Bernhard nachzeichnete, ist das Buch aus dem Nachlass jetzt verlegt worden. Bei der würdevollen Übergabe an die Laureaten pflegen Preisgeber sich gerne selbst zu loben. Die Eitelkeiten solcher Preisträger und die Absurditäten solch entsprechender Feierstunden, spießt Thomas Bernhard oft schimpfend und den Kopf schüttelnd, manchmal aber auch humorvoll, sogar fast zärtlich, auf. Er hat es dankend angenommen, wenn mal Geld mit im Spiel war.
Mit dem Preisgeld von 10.000 DM kaufte sich Bernard im Jahr 1964 direkt aus dem Schaufenster einen schicken Flitzer. Dann fuhr ihm bei einer Ausfahrt auf Istrien einer in das schmucke Sportwägelchen, so dass auf Istrien nur noch Schrott war. Die Schilderung des Grillparzer-Preises aus dem Jahr 1963 ist ebenfalls einfach hinreißend. Einen Anzug kauft sich Bernard beim Herrenausstatter und wird damit auf der Preisverleihungs-Gala nicht erkannt. Vorne am Podium herrscht helle Aufregung, als sich Bernhard daraufhin beleidigt in die 11. Reihe setzt. Da Bernhard seine Texte quasi auf Halde produzierte (falls der Verleger den versprochen, aber nicht angefangenen neuen Roman plötzlich anfordern sollte), seien die Texte sehr bewusst komponiert, so Fellinger.
Datum: 27.02.2009
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