Von zwei Einflüssen erschüttert wurde in der letzten Wochen die Literaturszene in Kroatien. Durch die Veröffentlichung der Resultate einer Meinungsumfrage zu den Lesegewohnheiten der Kroaten wurde man in einen Schockzustand versetzt. Nur 1/3 der Kroaten hat im letzten Jahr der Studie zufolge ein Buch gelesen. Einen kroatischen Roman gekauft oder gelesen haben im letzten Jahr weniger als 20% der Befragten. Ein weiterer Schock hat die Szene erregt, während Literaturfreunde aufgrund dieser Resultate noch in tiefe Depression fallen wollten. Dass ein kroatisches Buch den Kulturbetrieb erregt hat, ist dahingehend paradox. In Pula auf Istrien findet seit 1995 im Dezember immer das Festival der Bücher und Autoren statt. Ins Leben rufen wurde dabei 2004 erstmals ein sehr ambitionierter Preis mit dem Namen "Kiklop". Bislang wurde der "Kiklop" in 13 Kategorien vergeben.
Dabei fand sich unter anderem die Kategorie "Titel des Jahres". Zur Sistierung dieser Kategorie hat nun ausgerechnet ein kroatischer Roman, der in diesem Jahr die Bestsellerlisten anführte. Vergeben wurde der "Kiklop" in dieser Kategorie bisher immer nach Daten, die eine unabhängige Marktforschungsagentur ermittelt hat. Klar und einfach waren dabei die Kriterien: zum "Titel des Jahres" gekürt wurde das Buch mit den meisten verkauften Exemplaren. So war 2008 das Buch der Autorin Nives Celzijus mit 45.000 Exemplaren der in Kroatien am meistverkaufte Titel. Vom Erfolg des überrascht zeigten sich viele Beobachter der kroatischen Literaturszene, die den Stil der Autorin mit jenem von Schulaufsetzen verglichen. Der Bestseller "Die nackte Wahrheit" beschreibt, welche sexuellen Erlebnisse die Autorin in der kroatischen Fußballszene hatte und welche Skandale dadurch hervorgerufen wurden. Deshalb wollte man die Verleihung des Preises in dieser Kategorie umgehen und schaffte ihn flugs wegen angeblich mangelnder Einstimmigkeit ab. Dies sorgte bei Lesern und natürlich bei der Autorin für mächtig Wirbel.
Datum: 30.12.2008
Folgen auf Facebook oder Google+
Keine Kommentare